Welcome to Kiyv

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Welcome to Kiyv

Landeanflug auf Kiew. Eine riese Wasserfläche des Dnjpr. Viele sich verzweigende Wasserarme. Eine nicht enden wollende Bebauungsfläche. Fasten Seat Belts. Landung. Ausstieg direkt in das Ankunftsterminal. Nach Istanbul kommt mir dieser Flughafen direkt heimelig vor, obwohl natürlich viel viel größer als Salzburg.

Überall hängen Anti-Korruptionsplakate. Ich denke über den Unterschied zu meinem letzten Aufenthalt in Liviv nach – damals legten fast alle „erfahrene“ Reisende einen 100 Griwna Geldschein in ihren Pass, als es zu Kontrolle ging. Heute steht hinter dem Pass-Kontrolleur ein Kontrolleur des Kontrolleurs.

Jetzt Passkontrolle. Lächelt, als er meinen ersten Einreisevermerk sieht, sagt er: „Back to Ukraine“. Ich sage „Yes“ – mehr fällt mir nicht ein. Weiter zum Green-Ausgangsschalten, ohne Zollanmeldung. Zum Gepäck-Ausgabe-Laufband. Banges Warten, ob mein Rucksack dabei ist. Nichts. Immer noch nichts. Es kommen nur noch gelegentlich Gepäckstücke. Ich denke schon darüber nach zum Lost-Schalter zu gehen. Da kommt endlich mein Rucksack. Unversehrt. Schneide mein Adressschild ab.

Gehe hinaus. Green-Way. Ohne Zollanmeldung, den Exit-Schildern nach. Suche nach Money-Exchange. Vergleiche die Kurse. In etwa deckungsgleich mit meiner mitgebrachten Umrechnungstabelle. Also o.k. Schiebe 250 Euro in bar über den Tresen. Das Gegenüber etwas ungläubig. So much? Ich erhalte einen Packen Geld und denke mir nur … so hat man wenigstens das Gefühl viel Geld in der Tasche zu haben.

Suche nach einem Taxifahrer. Ich weiß ja, auf was ich aufpassen muss. Nicht den Preis nach Moskau zahlen. Qual der Wahl. Einige wollen mir auch gleich ein Hotel besorgen, eine Kiew-Rundfahrt mit mir machen und mich am Ende der Reise wieder zurück zum Flughafen bringen. Ich entscheide mich für Wladimir, der mir nicht ganz so geschäftstüchtig zu sein scheint. Er stellt sich in Deutsch vor. „Mein Name ist Wladimir – heute ist es wunderschön. Bitteschön!“. Kurz darauf wird klar, das mit diesem Satz so ziemlich sein komplettes Reservoir an flüssigem Deutsch aufgebraucht war. Wir gehen zu seinem Auto. Ein alter VW-Passat ohne Taxi-Schild. Mein Seitenfenster hat ein getönte Scheibe, seines nicht. Meine Seitentür wird nicht mit einem Schlüssel geöffnet, sondern mit einem Imbusschlüssel neben dem ehmaligen Türschloss. Aber es funktioniert. Keine Gurte, die sind abgeschnitten. Auf der Fahrt erzählt er mir in einem höchst eigenwilligem Deutsch, dass er bei der Roten Armee war und in Naumburg an der Saale stationiert war. Ein weiteres Wort fällt ihm noch ein. „Erbswurst – wunderschön. Wir rasen zu meiner Unterkunft. Angekommen tauschen wir Telefonnummern aus. Wladimir ist nett und entspricht so ziemlich dem Urbild eines Ukrainers. Bauch, der meinen eigenen leicht übertrifft, Stoppelbart, Glatze. Ich bin angekommen in der Ukraine.

By | 2017-11-01T20:53:50+00:00 27.05.2017|Categories: Ukrainie-2017|2 Comments

2 Comments

  1. Margarete Helminger 31. Mai 2017 at 15:42 - Reply

    Grandiose Fotos! Was wird wohl analog noch alles schlummern und der Dunkelkammer im Marxenhof harren?

    • Michl 31. Mai 2017 at 19:46 - Reply

      Ich fürchte das ist diesmal etwas mau. Dafür entwickeln sich Themen. Zum Beispiel die allmähliche Umwandlung der Ринок (Rynok = Markt) in Supermärkte.

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Ukraine

Eine Stelle nahe Rachiw (das Dorf Dilowe) in der Ukraine mit den Koordinaten ♁47° 57′ 46″ N, 24° 11′ 14″ O wurde 1887, als die Region ein Teil der k.u.k.-Monarchie war, als geographisches Zentrum Europas berechnet. Wegen des Baues der Eisenbahnlinie Rachiw–Sighetu Marmației (ungarisch: Máramarossziget) wurden damals Vermessungsarbeiten durchgeführt. Im Verlauf dieser Arbeiten stellten die Ingenieure fest, den geographischen Mittelpunkt Europas eingemessen zu haben. Nach gründlicher Überprüfung bestätigten Wiener Wissenschaftler diese These. 1887 wurde ein 2 m hohes geodätisches Denkmal aus Beton errichtet, welches im Original bis heute erhalten ist. Die Stelle ist mit einer Gedenktafel mit lateinischer Inschrift gekennzeichnet:

Locus Perennis Dilicentissime cum libella librationis quae est in Austria et Hungaria confecta cum mensura gradum meridionalium et parallelorum quam Europeum. MDCCCLXXXVII.

Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen

Ernst Bloch:

»Nicht alle sind im selben Jetzt da. Sie sind es nur äußerlich, dadurch, dass sie heute zu sehen sind. Damit aber leben sie noch nicht mit den anderen zugleich. Sie tragen vielmehr Früheres mit, das mischt sich ein.

(…) Verschiedene Jahre überhaupt schlagen in dem einen, das soeben gezählt wird und herrscht. Sie blühen auch nicht im Verborgenen wie bisher, sondern widersprechen dem Jetzt; sehr merkwürdig, schief, von rückwärts her.«